Im Jahr 2020 wiesen nur 28 % aller Bäume keine Kronenverlichtung auf, waren also gesund. 40 % der Bäume wurden 2019 als deutlich geschädigt eingestuft. Der Anteil gesunder Bäume erreichte den niedrigsten Wert seit Beginn der Waldzustandserhebung 1984.
In den 1970er und 1980er wurde der Begriff Waldsterben geprägt. Seit 1984 gibt es Waldzustandserhebungen. Hitze, Trockenstress, Schäden durch starke Sonneneinstrahlung und hohe Konzentrationen von Schadstoffen stressen die Bäume. Als Luftschadstoffe sind vor allem Stickoxide, Ammoniak und Ozon problematisch, sie schädigen nicht nur direkt den Baum, sondern versäuern auch die Böden und verändern die Nährstoffgleichgewichte.
Der Naturpark Teutoburger Wald / Eggegebirge gehört seit den 1980er Jahren zu den in Nordrhein-Westfalen stark von Waldschäden betroffenen Gebieten. Am schlimmsten trifft es das Eggegebirge. Die Egge ist die erste höhere Erhebung östlich der Ballungszentren an Rhein und Ruhr. Von dort werden Schadstoffe durch den Westwind hierher geweht und regnen am Eggekamm auf die Bäume und Böden ab.
In Nordrhein-Westfalen werden jährlich etwa 9500 Bäume auf Schäden untersucht. Die Ergebnisse werden regelmäßig im Waldzustandsbericht veröffentlicht.
Klimawandel-zusätzlicher Stress für den Wald
Zusätzlich zu den Stoffeinträgen sorgen Witterungsextreme wie Trocken- und Hitzeperioden oder Temperaturstürze für Stress. Besonders bei einer nicht standortangepassten Baumartenwahl büßen die Waldökosysteme ihre Vitalität und Widerstandskraft ein. Schwere Stürme und/oder Schädlingsplagen z. B. durch Borkenkäfer können massive Schäden in Wäldern anrichten. Den Vorhersagen zufolge werden sich diese Stressfaktoren mit den sich verändernden Klimabedingungen verschärfen. Ein gesunder und Standortangepasster Wald ist wesentlich besser gegen solche Belastungen gewappnet als forstliche Monokulturen.
In der Nacht vom 18.-19. Januar 2007 wütete der Orkan Kyrill. Die Böen erreichten Windgeschwindigkeiten von fast 140 km/h. Nordrhein-Westfalen erlebte den bisher folgenschwersten Sturm in der Geschichte seiner Wälder. Die Hälfte aller deutschen Schäden wurden hier verzeichnet, fast 25 Millionen Bäume wurden umgewütet, die Holzmenge entsprach mehr als dem dreifachen Jahreseinschlag.
Es ist umstritten, ob solche Extremereignisse und intensive Niederschlagsereignisse auf den Klimawandel zurückzuführen sind, denn ähnliche Vorkommnisse gab es schon immer. Windmessungen sind vieler Fehler unterworfen und die Trendaussagen zu bundesweit einheitlichen, maximalen und mittleren Windgeschwindigkeiten schwierig. Mit einer gewissen Vorsicht lässt sich jedoch sagen, dass die Wahrscheinlichkeit für Extremwetterereignisse im Winter zu- und im Sommer abgenommen hat. Extremwetterereignisse haben durch den Klimawandel anscheinend allgemein nicht zugenommen, aber die Zugbahnen und die Anzahl der nordatlantischen Sturmtiefs scheinen vom Klimawandel beeinflusst zu sein. Die Anzahl der schweren Sturmtage soll von 2036-2065 um 28% im Vergleich zu 1961-1990 steigen, die der Orkantage um 60%.
Für Nordrhein-Westfalen wird anhand der Baumartenzusammensetzung, den topographischen Verhältnissen, den Bodeneigenschaften und den zukünftigen Sturmhäufigkeiten das Sturmwurfrisiko modelliert. Im Naturpark sind die nadelholzreichen Gebiete des Teutoburger Waldes und die stark windexponierten Lagen des Eggegebirges besonders gefährdet.
Hier am Kusseler Schwimmbad ist es Zeit für eine Abkühlung – natürlich nur, wenn sie unsere KlimaErlebnisRoute Hiddeser Bent bei warmem Sommerwetter wandern. Stimmen die Klimaberechnungen, dann könnte es vielen bald zu heiß werden und die Schwimmbäder wären übervoll.
Aber, wo kommen Klimaberechnungen her? Die wenigen Klimadaten, die die Menschheit in den letzten rund 100 Jahren gesammelt hat, reichen als Basis für Berechnungen nicht aus. Zudem beeinflussen viele Faktoren das Klima. Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) berechnet den künftigen Ausstoß von klimarelevanten Gasen anhand von Emissionsszenarien für unterschiedliche Entwicklungen der Weltwirtschaft, des Bevölkerungswachstums und anderer Faktoren. Daraus werden dann mit vorhandenen Klimadaten Klimamodelle für die Zukunft errechnet. Stimmt aber ein Faktor nicht, kann das gesamte Modell unbrauchbar sein. Auch weiß man nicht wie die großen Ökosysteme, die Meere und die Atmosphäre genau reagieren werden.
Je weiter versucht wird die Klimaänderungen regional zu betrachten, desto unsicherer werden die Annahmen. Für Deutschland berechnen Wissenschaftler anhand des regionalen Klimamodells REMO Szenarien. Man geht davon aus, dass bei starkem ökonomischen Wachstum, steigendem weltweiten Bevölkerungswachstum und dem künftigen Energiemix aus fossilen und nicht-fossilen Energieträgern, die Jahresmitteltemperaturen zunehmen. Dabei werden besonders die Winter wärmer und es wird mehr Niederschläge, vor allem im Winter, geben. Hier im Teutoburger Wald wird die Zahl der tropischen Nächte aber auch in Zukunft eher gering bleiben.
Hier im Steinbruch am Ehberg finden wir Zeichen dafür, dass mal tropische Verhältnisse herrschten. Viele Fossilien wurden ans Tageslicht befördert. Sie stammen aus der Oberen Kreidezeit (vor 105-65 Millionen Jahren). Der Meeresspiegel lag etwa 200 m höher als heute. Seeigel, Ammoniten, Muscheln etc. tummelten sich in einem ausgedehnten, flachen Meer. Die Überreste der abgestorbenen Tiere lagerten sich im Laufe der Jahrmillionen zu dicken Sedimentschichten ab. So entstand der Kalkstein, der heute in dem Steinbruch abgebaut wird.
In der Oberen Kreidezeit war es mit einer Durchschnittstemperatur von 22°C viel wärmer als heute, heute beträgt die Durchschnittstemperatur 14,5 °C auf der Erde. Die Pole waren damals eisfrei, Wasser bedeckte weite Teile der Erde. Es gab starke vulkanische Aktivitäten in der Erdkruste, Magma trat auf den Ozeanböden aus und sorgte für einen Anstieg des Meeresspiegels. Dadurch war der Kohlendioxidgehalt der Luft sehr hoch und durch die Hitze verdunstete Wasser, welches als Wasserdampf ebenfalls einen starken Treibhauseffekt hat.
Manche Wissenschaftler vergleichen das heutige Klima mit dem aus der Kreidezeit, um die Folgen des Klimawandels zu verstehen. Hohe Kohlendioxidkonzentrationen, steigende Temperaturen, rückläufige Vereisung, Veränderung der Meeresspiegel und -strömungen hat es jedoch in der Menschheitsgeschichte bisher noch nie so schnell und gravierend gegeben.
Teutoburger Wald und Eggegebirge liegen in einem wichtigen Übergangsbereich des mitteleuropäischen Klimas. Es gibt hier den ozeanisch geprägten Bereich, in den der Wind feuchte, ausgeglichene Meeresluft bringt, die Winter mild sind und viel Regen fällt. Und es gibt den kontinental geprägten Bereich, in dem der Einfluss des Meeres sehr gering ist, die Temperaturunterschiede sind dann größer, die Landmassen können Wärme und Kälte schlechter speichern und geben sie schneller ab. Letzteres erkennt man zum Beispiel im Windschatten des Mittelgebirges.
Die Klimaunterschiede kann man auch vor Ort an der Pflanzenvegetation erkennen. Vielleicht können Sie die Stechpalme (Ilex aquifolium) entdecken. Sie benötigt eine ausreichende Luftfeuchte und verträgt pro Jahr nur sehr wenige Eistage an denen die Temperaturen 0 °C bleiben. Sie wächst überall zwischen Schottland, dem westlichen Mitteleuropa bis hin zum schwarzen Meer. In den östlich gelegenen Wäldern des Lipper Berglandes gibt es dagegen keine Stechpalmen.
Das Leberblümchen (Hepatica Nobilis) hat sich eher an die kontinentalen Klimaverhältnisse angepasst. Deshalb findet man es in den Steppen Osteuropas und Westasiens. Die Vegetationszeiten sind hier aufgrund verkürzter Sommer ein wenig kürzer. Das Leberblümchen blüht zwischen März und April. Der Umriss ihrer Blätter erinnert an eine menschliche Leber.
Durch das Zusammentreffen der beiden Klimabereiche leben im Naturpark besonders viele Arten, daher ist die biologische Vielfalt besonders groß.
Mit 300 m Meereshöhe haben wir hier am Großen Ehberg den höchsten Punkt unserer Tour erreicht. Machen Sie eine Pause und stellen Sie sich vor, Sie wären gerade im Bayerischen Wald, in der kasachischen Steppe oder an den Hängen eines karibischen Küstenwaldes. Wie ist das Klima dort?
Im Bayerischen Wald fällt ähnlich viel Niederschlag wie im Teutoburger Wald. Dort gibt es hoch gelegene Täler mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 5-6 °C, es liegt fast halbjährlich Schnee. Bei uns liegt die Jahresdurchschnittstemperatur bei 8,5 °C. Der Bayerische Wald ist weiter weg vom Meer als der Teutoburger Wald und kann nicht so stark von den ausgleichenden und milden Luftmassen profitieren.
Die kasachische Steppe ist die größte Trockensteppe der Erde. Mitten auf der riesigen Landmasse des eurasischen Kontinents, liegt bei gleicher Meereshöhe und auf dem gleichen Breitengrad wie der Teutoburger Wald die Hauptstadt Kasachstans, Astana. Sie ist die kälteste Hauptstadt der Erde, im Winter ist es teilweise -40 °C kalt, im Sommer sind +35 °C keine Seltenheit. Das liegt auch hier am Einfluß der kontinentalen Landmasse. Die kann, anders als ein Ozean, nur schlecht Wärme und Kälte speichern.
Denken wir uns zum Schluss in einen karibischen Küstenwald. Auch auf 300 m Höhe wie der Ehberg, allerdings ganz nah an den Äquator. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei +25 °C und es fällt mehr als doppelt so viel Niederschlag wie im Teutoburger Wald. Das Klima ist gut für Kaffeepflanzen, wir aber kämen dort ganz schön ins Schwitzen.
Erst Sand, dann Moor und jetzt die Berge
Sie kommen jetzt nun an den längsten Anstieg dieser Wanderung. Auf den nächsten etwa 1.300 Metern erwartet Sie eine Steigung von gut 6 %. Damit erklimmen Sie den Kamm des Teutoburger Waldes, denn oben angekommen, werden Sie sehen, dass es auf der anderen Seite steil bergab geht. Im Winter eröffnet sich ein weiter Blick über die Senne bis hin in die Westfälische Bucht.
Der Teutoburger Wald entsteht
Vor etwa 200 bis 60 Millionen Jahren vor unserer heutigen Zeit war dieses Gebiet fast immer von Wasser bedeckt. Auf dem Meeresgrund kam es zu Ablagerungen. Flüsse vom Festland schwemmten Material ins Meer und Kalkschalen abgestorbener Meerestiere sanken auf den Meeresboden. Unter dem Druck vieler solcher Ablagerungen verfestigte sich das Material: Sand wurde zu Sandstein, Kalkablagerungen zu Kalkstein.
Wo sich dicke Ablagerungen bildeten, drückten sie auf das zähflüssige Erdinnere. Druck erzeugt Gegendruck und ältere Gesteinsschichten wurden oft kilometerweit nach oben geschoben, senkrecht gestellt oder sogar gekippt.
Die Gesteine, die den Teutoburger Wald aufbauen, wurden im Mesozoikum als Sedimente abgelagert.
Viele Aufbrüche
Die klare Schichtung der Sedimente wurde vor etwa 65 bis 70 Millionen Jahren gestört, als der Teutoburger Wald empor gedrückt wurde. Dabei entstanden mehrere Bruchlinien, die zum Aufbrechen der Sedimentschichten führte. Die Hauptbruchlinie, die sogenannte Osning-Spalte, gehört zu einer bedeutenden Störungslinie, welche zwei große Schollen in Mitteleuropa voneinander trennt.
Die nordöstliche Scholle hat sich etwas über die südwestliche geschoben, deren Rand dabei umgebogen, steilgestellt oder sogar gekippt wurde.
Nach etwa 850 m liegt links ein kleiner Aufschluss. Hier können Sie die schräggestellten Schichten sehr gut erkennen.
Moore leisten einen wichtigen Beitrag für den Arten-, Natur- und Klimaschutz. Für Klimaforscher sind Moore wie offene Bücher. Sie enthalten Archive von Pollen. Während ihrer Entstehung sind stets Pollen von umliegenden Bäumen, Gräsern, Kräutern und Sträuchern hinein gefallen. Da es in den Moorschichten aber keinen Sauerstoff gibt, sind die Pollen nahezu vollständig konserviert worden. Sie können dann noch nach langer Zeit ihren Ursprungspflanzen zugeordnet werden.
Klimaforscher finden durch Pollenanalysen heraus, welche Bäume in der Vergangenheit rings um ein Moor wuchsen. Da das Moor durch abgestorbene Pflanzenreste und Ablagerungen nach oben wächst, sind die unteren Moorschichten und die darin enthaltenen Pollen älter, es ergibt sich somit auch eine zeitliche Abfolge der Pflanzenbesiedlung. Bestimmte Pflanzen wachsen aber nur in einem bestimmten Klima, sodass sich frühere Klima beschreiben lassen. Pollen von Getreide- oder Weidepflanzen weisen auf menschliche Besiedlungsvorgänge und das Verschwinden von Wäldern hin. So haben Forscher am Hiddeser Bent herausgefunden, dass rund 6500 v. Chr. ein lichter Eichenmischwald stand, erst 500 v. Chr. verschwand und dann der heutige, schattige Buchenwald entstand.
Vor Ihnen liegt das Hiddeser Bent. Es ist ein lebendes Hochmoor. Durch Renaturierungsmaßnahmen, wie z.B. Wiedervernässung und Entwaldung, misst es heute 2 ha und ist der größte zusammenhängende Moorrest im Naturpark. Im 18. Jahrhundert war das Moor 90 ha groß. Viele Jahrhunderte haben die umliegenden Dörfer das Moor trockengelegt um Torf zu stechen. Torf diente als Brennmaterial zum Kochen und Heizen. Nach der Torfstecherei wurden die Flächen als Acker- oder Weideflächen genutzt.
Moore gehören zu den vom Klimawandel am stärksten betroffenen Ökosystemen. Sie sind über Jahrtausende durch hohe, gleichmäßige Feuchtigkeitseinträge entstanden, in ihnen herrschen sauerstoff- und nährstoffarme Bedingungen. Abgestorbene Pflanzenreste können darin nur unvollständig verwittern, wodurch sie als Torf abgelagert werden. Besonders Torfmoose sind an der Torfbildung beteiligt. Da Pflanzen für ihr Wachstum CO2 aus der Atmosphäre benötigen, speichern Moore große Mengen CO2, auch wenn sie nur sehr langsam wachsen. Sie bieten vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum, kühlen die Umgebung und speichern Wasser. Lange Trockenperioden oder bewusste Trockenlegung schaden ihnen sehr, das gespeicherte CO2 wird dann wieder frei. Wissenschaftler haben errechnet, dass ein Hektar degradiertes Moor soviel CO2 ausstößt wie 5 PKW die jährlich 20.000 km fahren.
Bakterien die unter den sauerstoffarmen Bedingungen im Moor leben, setzen Lachgas und Methan frei, wodurch Moore wiederum dem Klima schaden. Intakte Moore wären jedoch durch die CO2-Speicherung klimaneutral. Die meisten Moore sind jedoch degradiert, der CO2-Ausstoß durch sie wird mittlerweile in Klimastatistiken berücksichtigt. Renaturierungsmaßnahmen können daher einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Sind Ihnen auf den letzten Metern des Weges die von Efeu stark bewachsenen Bäume im Wald aufgefallen? Efeu ist eine immergrüne Kletterpflanze und wächst besonders gerne in schattigen, luftfeuchten Laubwäldern. Mancherorts fallen hier im Durchschnitt mehr als 1.200 mm Niederschlag pro Jahr.
Warum es hier so oft regnet? Das liegt zum einen daran, dass die feuchten Luftmassen vom Atlantik bis hierher kommen, zum anderen bleiben sie dann an den Gebirgszügen von Teutoburger Wald und Eggegebirge hängen. Sie steigen auf und kühlen sich dabei ab. Kalte Luft speichert aber weniger Wasser als wärmere Luft, deshalb fängt es hier häufig an zu regnen. Man spricht auch von Steigungsregen.
Sie erreichen gleich das Hiddeser Bent, das letzte noch lebende Hochmoor des Teutoburger Waldes, es liegt zwischen der Mulde des Kahlen Ehbergs im Nordosten und der Sternschanze. Seine Geschichte beginnt vor 9000 Jahren. Der häufige Regen ist auch dafür verantwortlich, dass es hier Moore gibt. Die feuchten Luftmassen zogen vom Atlantik hierher und die Gebirgshänge sorgten damals schon für Steigungsregen und kühle Luft, zusammen mit wasserstauenden Untergrund gab es dann einen Wasserüberschuss. Typische Bedingungen für die Entstehung von Torf und damit eines Moores. Die Torfschicht wurde irgendwann so mächtig, dass sie nicht mehr vom Grundwasser gespeist werden konnte, sondern nur noch von Wasser aus Luft und Regen, dann spricht man bei Mooren von Hochmoor.